Die Hilfe bleibt immer mehr aus. WIR MÜSSEN HELFEN!
Im Dezember 2015 drohte dem WORLD FOOD PROGRAM der UNO das Geld auszugehen. Die Lebensmittelrationen, ohne hin knapp bemessen, wurden um bis zu einem Drittel gekürzt. Das Einspringen von Deutschland, England und den Niederlanden verhinderte damals den Kollaps. Inzwischen scheint die Nahrungs-mittelversorgung, zumindest in diesem Programm, das ca. 6 Millionen Syrer umfasst, gesichert. (Der Weg der Lieferungen zu den Bedürftigen noch nicht in jedem Fall.)
Nach Schätzungen der UN müssen Regierungen, staatliche und nicht staatliche Organisationen für dieses Jahr rund 5,8 Milliarden Dollar aufbringen. Gut 4,5 Milliarden haben rund 70 Staaten im Februar 2016 auf einer Geberkonferenz zugesagt. Bisher ist allerdings nur knapp die Hälfte davon auf den Konten der UN eingegangen.
Wieviel Geld ein Flüchtling in den Nachbarländern oder auch in Syrien selbst braucht, ist schwer zu berechnen und dürfte von vielen Faktoren wie Alter, Kinderzahl, Gesundheitszustand, Jobmöglichkeiten, Zielland, Wohnraumsituation u.a. abhängen. Trotz dieser Schwierigkeiten erstellte die UN in 12/15 einen Hilfsplan für syrische Flüchtlinge, den "3RP Regional Refugee Resilience Plan". Das Kürzel 3RP steht für die drei Zufluchtsregionen Libanon, Jordanien und Türkei, samt Irak und Ägypten. Detailliert führt dieser Plan die Kosten in den betroffenen Regionen auf: Nahrungsmittel, Unterkünfte, Wasserversorgung, Gesundheitsvorsorge, Schulbesuch von über einer Million Flüchtlingskinder, Ausbildungsmaßnahmen, Verbesserung der Infrastruktur. Angeführt wird auch Hilfe für die ansässige Bevölkerung, denn Flüchtlinge sollen keinesfalls gegen die Nöte der Einheimischen ausgespielt werden.
2,44 Milliarden Dollar fehlen an zugesagten Geldern, 2,1 Milliarden sind bisher geflossen. Die größten Zahler sind bisher laut UNHCR-Statistik mit großem Abstand Deutschland (611 Mio.), die USA (542) die EU (322), England (136), Japan (110), Kanada (88), Norwegen (75), Frankreich (44), und die Niederlande (42). Kriegsteilnehmer Russland hat dem UNHCR bisher 300.000 (!!!!) Dollar zukommen lassen. Katar bedachte das 3RP-Programm mit bisher 10 Mio. Dollar, Saudi-Arabien zahlte gerade mal 5 Millionen.
Dramatisch unterfinanziert sind weiterhin Schulbildung, medizinische Leistungen (wohlgemerkt Nothilfeleistungen) und auch Ausbildungsmaßnahmen. Von Entspan-nung an der "Flüchtlingsfront" (was für ein Wort) kann also keine Rede sein. Europa wird sich auf allen Ebenen erheblich mehr anstrengen müssen, sollen die Langzeit-folgen der syrischen Katastrophe bewältig bar bleiben.
Wilhelm Berger
Quelle: "Die Zeit", N 41, Martin Klingst, Seite 8, Politik