Lichter für den Frieden

Syrienhilfe Vorderhunsrück beteilgt sich an bundesweiter Aktion für den Frieden in Syrien

Liebe Flüchtlinge, Helfer und Unterstützer,

Sturm, Dauerregen und mäßige Temperaturen haben ca. 120 Personen nicht davon abgehalten sich mit Kerzen, Gläsern, Laternen, selbst gemalten Transparenten und vor allem mit ihren Überzeugungen von einem humanen und friedlichen Miteinander auf dem Marktplatz in Kastellaun einzufinden. Nach wiederholten Versuchen gelang es, die Kerzen anzuzünden und irgendwie vor dem starken Wind zu schützen. Der "Betonpilz" am Markt bot ein wenig Regenschutz.

Gekommen waren Bürger jeden Alters, Geflüchtete die schon länger in unserer Region wohnen und einige, die eben erst in der „Afa“ angekommen waren. Es trafen sich neu Interessierte, mit „alten Hasen“, die sich in den letzten Monaten auf vielfältige Weise für Unterstützung hier oder in der Krisenregionen eingebracht hatten. Einige junge Leute aus der IGS waren dabei, was mich persönlich besonders freute.

Es war eine gute Gelegenheit für Begegnungen zwischen Menschen, die aus mehr oder weniger hoffnungslosen Umständen zu uns gekommen sind, und uns, die wir in einem sicheren Umfeld leben. Ein Zeichen der Verbundenheit und des Mitfühlens mit der desaströsen Situation besonders in Syrien zu setzen, war das zentrale Anliegen dieser Stunde zwischen 18 und 19 Uhr. Der stärkste Moment war wohl die fünfminütige Stille, die auf Wunsch der Anwesenden eingehalten wurde. Das gemeinsame Schweigen bei Kerzenlicht in Wind und Regen war Ausdruck von Schmerz, Mitgefühl, Zweifel, Ratlosigkeit ob all der Gewalt, gemeinschaftlicher Stärke und Hoffnung auf Humanität, Dankbarkeit für Demokratie, Wohlergehen, Helfen dürfen und können. Beim Blick in die Gesichter mancher Flüchtlingsfamilie meinte ich manchmal die Frage zu erkennen: Können/Sollen wir nach all den Jahren jetzt wirklich, endlich Hoffnung auf Besserung haben? Diese Mitmenschen hängen in hohem Grade von unserem Verhalten ab - und wir von ihrem! Mich hat das sehr bewegt (und auch besorgt).

Im weiteren Verlauf baten junge syrische Flüchtlinge um eine "kleine" (no big demonstration) Möglichkeit zur Demonstration. Sie hatten sich um selbst gemalte Transparente und Schilder versammelt, die auf Not, Gewalt, Elend und den Wunsch nach Frieden für ihre Heimat hinwiesen. Über einige Minuten sangen sie arabische Lieder und wenige Sprechchöre, die von dem, aus ihrer Sicht, Verantwortlichen des syrischen Gemetzels handelten. Ja, aus ihrer Sicht ist die jetzige syrische Führung untragbar, das soll hier nicht verschwiegen werden. Das war ein Moment, der zeigte, wie sehr wir alle in diesen Konflikt verstrickt sind, wie schwer Frieden und Wiederaufbau erreichbar sein werden, welche Gespräche, Diskussionen und Auseinandersetzungen uns noch bevorstehen.

Der Abend endet friedvoll und mit dem guten Gefühl, dass diese Stunde in Wind und Regen gut und wichtig war. Ein paar Scheine lagen auch in unserer Spendenbox, aber das war nebensächlich – wichtig war, dabei gewesen zu sein!!!

Danken möchte ich den Polizeibeamten aus Simmern, die mit zwei Einsatzwagen vor Ort waren und dezent und klar Präsenz zeigten, dem Bürgermeister Christian Keimer, dem Ordnungsamt Kastellaun und der Kreisverwaltung Simmern, die das Anmeldungsverfahren für die Veranstaltung unbürokratisch abwickelten.
Vielen Dank an alle, die diese Aktion mit ihrem "Dasein" unterstützt haben.

Wilhelm Berger